Die Diplomthemenbörse ist ein Angebot des FoB Baugeschichte Bauforschung für Studierende die auf der Suche nach einem Diplomarbeitsthema sind. Hier werden laufend neue Diplomthemen des FoB Baugeschichte Bauforschung vorgestellt, die im Rahmen einer Diplomarbeit an der TU-Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung von Ihnen bearbeitet werden können.
Wenn Sie Sich für ein Diplomthema bewerben wollen, schreiben Sie bitte eine Email an die jeweils angegebene Kontaktperson.
Fügen Sie der Bewerbung bitte ein kurzes Motivationsschreiben (max. 200 Wörter) bei!
Fotocredits:
Marina Döring-Williams







Ein Lift ins Mittelalter: Erschließung des Borgo von Genazzano
Beschreibung der Ausgangssituation:
Genazzano liegt in Latium (Mittelitalien), in den Monti Prenestini, einer Gebirgsregion südöstlich von Rom. Der Ort erstreckt sich auf einer pittoresken, steil abfallenden Tuffformation und gehört zu den charakteristischen borghi (befestigte Höhensiedlungen) mit rocca (Festung) des mittelalterlichen Italiens. Nahezu uneinnehmbare Festungen!
Das ist auch heute nicht viel anders. Die am Fuß der Felsen reichlich befindlichen Parkplätze werden nicht ausgenutzt, weil der Anstieg hoch in die Gassen des mittelalterlichen Borgo etwa 200 unregelmäßige und teilweise schlecht befestigte Stufen bedeutet. Schon für mäßig Trainierte eine Herausforderung, für viele unüberwindlich. Barrierefreiheit – gar nicht dran zu denken!
Logische Folge ist, dass die Autos lieber direkt im historischen Zentrum geparkt werden. Die engen mittelalterlichen Gassen, die kleinen Piazze und die Treppen der Kirchen sind mit Fahrzeugen blockiert, sodass man sich zu Fuß nur mühsam durch diese Hindernisse bewegen und immer wieder ausweichen muss, wenn Fahrzeuge durch den Borgo fahren.
PRO: Es spricht also einiges dafür, den Autoverkehr einzudämmen.
CONTRA: Gleichzeitig befürchten Geschäftsleute, dass ohne Autos und bei zunehmendem Leerstand weniger Kundschaft in den Ortskern kommt.
FAZIT: Es fehlt eine praktikable Alternative, auch ohne Auto bequem in den Borgo zu gelangen.
Die Idee ist daher, Entwurfskonzepte / Studien zu erstellen, die auf Basis einer komplexen Analyse der topografischen, räumlichen und architektonischen Gegebenheiten Lösungsansätze für die Erschließung des Ortes findet: Vertikale Mobilität im historischen Kontext!
– Analyse und Konzeptentwurf zu Positionierung, Konstruktion und Funktion von Aufzug & Co. vom Parkplatz am Fuß der Felsenfomationen direkt in den mittelalterlichen Borgo.
Annäherung an die Thematik:
– Recherche zu Vergleichsanlagen mit Vertikaltransport (Aufzüge, Rolltreppen, Funiculari etc.) ins historische Zentrum: z.B. Perugia, Carpineto, Genua, Bergamo, Orvieto – Wissensaneignung, Expertisebildung, Kompetenzgewinnung zu Geschichte, Chronologie, Kategorien etc.
– Kritische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen: Untersuchung der Konstruktionen und Baumaterialien, deren (Einsatz-)Möglichkeiten und Grenzen etc.
– Prinzipielles zum Bau mit Tuffstein bzw. Felsenarchitektur
> wissenschaftliches Arbeiten mit Literaturrecherche
Annäherung an eine Umsetzung in Genazzano
– Ortsanalyse: Studie/n zu möglicher/n Positionierung/en:
– Dokumentation und Analyse des Bestands: Fels und Mauern, geplanter Approach
– Interviews, partizipatorische Konzepte mit den potenziellen NutzerInnen
KONZEPTENTWURF:
– Ausarbeitung eines konkreten Konzeptentwurfs als Vorschlag für einen solchen Vertikaltransport in Genazzano
>>> mehrere Arbeiten mit unterschiedlichen Lösungsansätzen und unterschiedlicher Positionierung sind möglich!
– Wissensaneignung, Expertisebildung, Kompetenzgewinnung zu Themen wie Bauen im Bestand, Vertikaltransport im städtischen und/oder historischen Kontext, partizipatives Planen und Bauen, Felsenarchitektur (rock architecture) etcetcetc.
– Realitätsbezogene, wissensbasierte und fundierte Lösungsvorschläge zum Thema “Ein Lift ins Mittelalter für Genazzano”
– Bauen mit und im Tuffstein
Fotocredits:
Marina Döring-Williams




Der Marmorfußboden der Kirche San Nicola in Genazzano zeigt die Technik des opus tassellatum mit großformatigen, kreisförmigen rotae (Rädern). Seine heutige Gestalt wird in die Zeit Papst Martins V. (Oddone Colonna, * 1368 in Genazzano; † 20. Februar 1431 in Rom) datiert. Für die Ausführung wurden Spolien aus antiken Marmorsorten verwendet, darunter farbige und exotische Gesteine, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und darüber hinaus importiert worden waren.
Ein direktes Vergleichsbeispiel bietet der tassellatum-Boden in San Giovanni in Laterano in Rom, der ebenfalls unter Martin V. erneuert wurde. Während dort eine römische Materialherkunft nahe liegt, könnte der Boden in Genazzano auch auf antike Bauten im lokalen Umfeld (kaiserzeitliche Villenanlagen, Tempel, Heiligtümer, Mausoleen) zurückgehen.
– Dokumentation des Cosmati-Bodens in San Nicola.
– Bestimmung und Klassifikation der verwendeten Marmorsorten.
– Analyse der Ornamenttypen.
– Vergleich mit dem Lateranboden.
– Photogrammetrische Dokumentation des Bodens in San Nicola (Einführung am FOB)
– Kartierung bekannter antiker Fundorte in der Umgebung (gut belegt!) als mögliche Spolienquellen
– Literaturrecherche zu antiken Marmorsorten und zur Cosmati-Tradition.
– Typologische und materialkundliche Auswertung.
Ein Vergleich mit dem zeitgleich erneuerten Boden in San Giovanni in Laterano soll klären, ob beide Werke ähnliche Strategien der Materialverwendung und Ornamentgestaltung zeigen (Identifikation von Charakteristiken, Unterschieden, „Handschriften“ im Verlegemuster etc.). Ziel ist es, die Herkunft der verwendeten Marmore und die Praxis der Wiederverwendung (re-uso) im frühen 15. Jahrhundert besser zu verstehen.
Fotocredits:
Dörte Kuhlmann

Das Kellerviertel von Heiligenbrunn im Südburgenland steht unter Denkmalschutz und ist bis heute sehr gut erhalten. Allerdings braucht es ein tragfähiges neues Nutzungskonzept, mit dem gesichert werden kann, dass der Bestand auch wirtschaftlich sinnvoll genutzt und damit erhalten werden kann.
E251.1 Forschungsbereich Baugeschichte und Bauforschung
E251.2 | E251.3 | Administration | Impressum