Kirchenburgen in Siebenbürgen

Kirchenburgen in Siebenbürgen

Im Zentrum der Lehrveranstaltungen des Wintersemesters 2013/2014 stehen die Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Im 12. Jahrhundert durch den ungarischen König ins Land gerufen, haben die deutschen Siedler in Rumänien bis ins 20. Jahrhundert eine einzigartige Kultur und Baukultur entwickelt und gelebt. Im Zentrum der mit der Wende der Neunziger Jahre fast zur Gänze verlassenen Dörfer stand seit dem 13. Jahrhundert zumeist eine gegen äußere Feinde wehrhaft ausgebaute Kirche. Rund 140 solche Kirchenburgen sind erhalten. Sie stellen ein wichtiges baukulturelles Erbe in Rumänien dar. Sieben von ihnen wurden sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Heute stellt sich das Problem ihrer Erhaltung bei zugleich extrem geschrumpften christlicher Gemeinden.

Im Rahmen einer Exkursion nach Siebenbürgen im Oktober 2013 haben wir uns der Problematik der Erforschung der Kirchenburgen durch die Arbeit in verschiedenen Maßstäben (Siedlungs-, Gebäude-, Detailmaßstab) und methodischen Zugängen (Analyse, Dokumentation, Vermessung, Beschreibung, Interviews, Film) genähert. Teilnehmer waren Studierende der Architektur in den Lehrveranstaltungen des Moduls Baugeschichte Bauforschung und Architekturdokumentation und –präsentation sowie Lehrende der Abteilung Baugeschichte Bauforschung.

Modul Baugeschichte Bauforschung – Didaktisches Konzept  

Im Zentrum des Moduls steht ein jährlich wechselndes, durch die verschiedenen Kernfächer unter spezifischem Blickwinkel betrachtetes übergeordnetes Thema. Fokus der bauhistorischen Untersuchung (UE 251.694 Baudokumentation und –analyse) war heuer die Kirchenburg in Arbegen.Während weitere Kernfächer des Moduls mit ihren spezifischen Fragestellungen zur Erarbeitung des baugeschichtlichen Gesamtkontextes des zentralen Untersuchungsobjekts dienen (SE 251.142 Baugeschichte Bauforschung), einen Überblick über mit dem Objekt verbundene Konstruktionstechniken geben (VO 251.684 Bautechnikgeschichte) sowie Arbeitsweisen in der historischen Bauforschung beleuchten (VU 251.114 Einführung in die Methoden der Bauforschung), wurde in der Baudokumentation und Bauanalyse der Versuch unternommen, zu einer historischen Gesamtsicht des Untersuchungsobjekts zu gelangen.

In einer übergeordneten Sichtweise wurden die Kirchenburgen als variantenreich aufgefächerte bautypologische Gruppe mit Ringmauern, Wehreinrichtungen, Lebensmittelspeichern, Pfarrhaus und Kirche thematisiert und in Seminararbeiten beschrieben. Die Betrachtung der Kirche im Zentrum der seit dem Mittelalter gewachsenen, heute oft  intakt erhaltenen Dörfer und der zugehörigen Gemeinschaften runden den Untersuchungskontext ab. Besonders auch die heutigen Probleme einer dramatisch voranschreitenden Veränderung und sogar endgültigen Zerstörung der gewachsenen Kulturlandschaften und ihrer prägenden Architekturen sowie zukünftige Entwicklungspotentiale sollen Eingang in die Diskussion finden. Ergänzt wurden die Kernfächer des Moduls durch die Lehrveranstaltung Laserscanning und Photogrammetrie in der Bauforschung (UE 251.109), die als praktische Übung der Erstellung eines digitalen Abbildes der Kirchenburg in Arbegen diente.

Architekturdokumentation und –präsentation
Um die Zusammenhänge von den Konzepten und Ideen in der Architektur zu verstehen, ist es notwendig sich mit verschiedenen Szenarien der baulichen Umwelt auseinanderzusetzen. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es den unterschiedliche Wahrnehmung und Interpretation von Architektur und gebautem Raum bedingt durch den jeweiligen kulturellen Hintergrund zu erkennen und zu analysieren. Dadurch soll das Bewusstsein für evolutionäre Entwicklungen in der Architektur geschärft werden. Dies soll die Abschätzung für den Grad der Nachhaltigkeit zukünftiger architektonischer Lösungen erleichtern, wenn nicht gar erst ermöglichen. Grundlegend wird mit zwei Hypothesen gearbeitet: Die Wahrnehmung und Interpretation von Architektur und gebauter Umwelt ist unabdingbar vom kulturellen Hintergrund des Betrachters abhängig. Architektur wird als internationale Sprache verstanden. Doch abhängig von der individuellen kulturellen Geschichte wird der sehr unterschiedlichen interpretiert. Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird die Möglichkeit geboten sich mit Ausdrucksformen architektonischer Phänomene und urbaner Räume in unterschiedlichen Kulturen auseinanderzusetzen, um zu verstehen, dass ein Gebäude nur im Zusammenhang mit seiner Geschichte und seiner Umgebung verstanden und auch gestaltet werden kann und muss.

Im Wintersemester 2013/14 wurde dieses Thema in Siebenbürgen in Form von filmischen Dokumentationen behandelt. Das Ergebnis sind Betrachtungen zu Themen wie Tourismus, Dorstruktur oder das soziale Gefüge in den Orten immer in Zusammenhang mit der besondern Architektur der Regionen betrachtet.

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