Österreichische Architektur des 20. Jahrhunderts aus dem Archiv

Nachlass Heinz Rollig

Der erste Architektennachlass wurde an das Forschungsteam als Folge der Publikation über die „Klosterneuburger Strandbäder und Wochenendkolonien“ herangetragen. Es handelte sich um den Nachlass des Wiener Architekten Heinz Rollig (1893 – 1978), der im Strandbad Klosterneuburg in den späten Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts einige Wochenendhäuser und insbesondere den auffälligen Kopfbau des Strombades Kritzendorf entwarf. Aus den überlieferten Adressen und Fotos konnte das Projektteam eine Werkliste rekonstruieren, auf deren Basis dann die interessantesten Projekte des Architekten in Wahlseminararbeiten zusammengeschrieben wurden. Die Ergebnisse sind bisher unveröffentlicht.

Teilnachlass der Otto Wagner Schüler Franz Kaym & Alfons Hetmanek

In Zusammenarbeit mit dem Architekturzentrum Wien erfolgte 2008-2009 die digitale Inventarisierung des vom letzten Büropartner Dr. Erich Schlöss dem AzW übergebenen Teilnachlasses der beiden Otto-Wagner-Schüler Franz Kaym und Alfons Hetmanek. Im Rahmen des a_schaufensters 12 wurde der aufgearbeitete Teilnachlass am 20.1.2010 unter dem Veranstaltungstitel „Architektur studieren und im Archiv forschen: Der Nachlass Kaym & Hetmanek“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Nachlass Johann Staber

Der im Zuge einer Notbergung ins Az W gelangte Teilnachlass des Architekten Johann Staber (1928–2005) wurde 2010-2011 von Studierenden der TU erstmals gesichtet, inventarisiert und in theoretischen Bachelorarbeiten genauer untersucht. 1970 hatte der damals kaum bekannte österreichische Architekt Staber den 1968 ausgeschriebenen öffentlichen Ideenwettbewerb für den Bau der UNO-City gewonnen (errichtet 1973–1979). Im Rahmen des a_schaufensters 18 wurde am 18.1.2012 Stabers Projekt wie das seiner Konkurrenten, insbesondere das der britischen BDP Architekten und ihrer Wiener Partner Puchhammer/Wawrik genauer vorgestellt. Anhand ausgewählter Originalpläne und Dokumente wurde zudem ein erster Einblick in das Werkverzeichnis dieses monografisch kaum erfassten Architekten gegeben.

Die Frage, ob die Entscheidungsfindung, wie Zeitgenossen monierten, ausschließlich politisch motiviert oder architektonisch und funktional überzeugte, wurde mit den Gästen Karl Grubich (Architekt, Mitarbeiter im Büro Staber), Werner Zwickelsdorfer (ehem. IAKW), Hans Puchhammer und Gunther Wawrik (Architekten), Caroline Jäger-Klein (Architekturgeschichte, TU Wien), Sabine Plakolm-Forsthuber, (Kunstgeschichte, TU Wien) und Studierenden der TU Wien unter Moderation von Katrin Stingl (Archiv des AzW) intensiv und aufschlussreich diskutiert.

Nachlass Michel Engelhart

Engelhart, von 1946-50 Professor für Baukunst, Entwerfen und Denkmalpflege an der TU-Wien, war neben Erich Boltenstern und Otto Niedermoser der bedeutendsten Denkmalpfleger und Wiederaufbauarchitekten Österreichs nach dem 2. Weltkrieg. Dennoch ist er heute beinahe vollständig und zu Unrecht vergessen. Immerhin gehen auf ihn der Wiederaufbau des teilzerstörten Burgtheaters und des Palais Schwarzenberg zurück. Das Stift Melk verdankt ihm die Rekonstruktion seiner großartigen Kuppel und der Schönbrunner Tiergarten eine Vielzahl an wiederaufgebauten und neuen Tierpavillons. Durch die Inventarisationsarbeit der Architekturstudierenden, die das Material aus dem TU-Archiv, der Albertina und dem Privatarchiv Schwarzenberg zusammenführten, konnte erstmals eine Werkliste von Engelhart verlässlich zusammengestellt werden. Bianca Zulus publizierte dann im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der TU-Wien 2016 eine erste Monografie. Mittlerweile versucht sie im Rahmen ihrer Dissertation unter Anleitung von Jäger-Klein, Engelharts‘ Leben und Werk in den Gesamtkontext der österreichischen Nachkriegsmoderne einzuordnen.

Nachlass Alfons Walde

Im Zuge ihrer Diplomarbeit 2014 zeichnete die Ur-Enkelin von Alfons Walde aus dem Familienarchiv und dem Archiv der Stadt Kitzbühel das Architekturwerk dieses berühmten und faszinierenden Malers der klassischen Moderne nach. Wenig bekannt ist, dass Walde die von ihm als Maler abgebildete Umwelt auch ganz wesentlich mitgestaltete: Als Sachverständiger des „Heimatschutzes“ und als Planer zahlreicher Gebäude, von denen die Hahnenkammbahn in Kitzbühel das wohl prominenteste war. Dabei stand Walde, wie andere Tiroler Architekten dieser Zeit, im Spannungsfeld zwischen dem Traditionalismus des Heimatstils und der Moderne. Für sich löste der Architekt Alfons Walde diesen Gegensatz, indem er im Tal auf die gebaute Umgebung und die Wünsche der Auftraggeber einging, am Berg aber der Moderne huldigte, die lediglich der Natur als Kulisse untergeordnet wurde.

Mittlerweile ist diese Diplomarbeit als Buch im kpv-Verlag erschienen:
Olivia Hromatka, DER ARCHITEKT ALFONS WALDE – Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Wien 2016 (ISBN 978-3-903015-06-7)

Aktuell – Wiener Künstlerhaus Archiv
Gegenwärtig inventarisiert das Forschungsteam die Originalpläne und Entwürfe zum Wiener Künstlerhaus im Zusammenarbeit mit dem Archiv des Künstlerhauses im Wiener Stadt- und Landesarchiv.

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